Gülistan Yüksel wirbt für Initiative „Unternehmergeist in die Schulen“
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9. Oktober 2014Praktikum bei Gülistan Yüksel: „Entschuldigung, wie finde ich zu Büro…?“
Der Praktikantentag beginnt dem Gang zur Post und dem Verschicken von Zu- oder Absagen. Damit ist das Pflichtprogramm aber auch schon bewältigt – was danach passiert, liegt ganz in Praktikantenhand. Es gilt: Mitnehmen, was geht!
Ich habe mein Praktikum im September 2014 bei Gülistan Yüksel gemacht. Kurz nach der Sommerpause lief der Betrieb wieder voll an. Aktuell sitzen im Bundestag 631 Abgeordnete, jeder von ihnen hat im Schnitt drei Mitarbeiter. Die Büros liegen in Gebäuden rund um den Reichstag verteilt. Ergo: Das Areal ist riesig! Dass Praktikanten verloren gehen und eine halbe Stunde brauchen, um das Büro zwei Flure weiter zu finden, kann schon einmal vorkommen. Neu-Praktikanten sollten daran nicht verzweifeln, das passiert auch den Abgeordneten. Im Zweifel einen Ausgang suchen, ums Gebäude laufen und den gewohnten Weg zurück gehen…
Hat man es tatsächlich zurück ins Büro geschafft, hängt der weitere Tagesablauf vom Praktikanten ab – Initiative ist gefragt, Möglichkeiten gibt es mehr als genug:
Die SPD bietet ihren Praktikanten ein wirklich großes Programm an. Die Terminübersicht kommt alle paar Tage, zu den einzelnen Termin meldet man sich per Fax oder Mail an. Ob man einen Platz bekommt, hängt manchmal davon ab wie viele Praktikanten die SPD gerade hat. Zu den Terminen ohne strikte Platzbegrenzung kann man aber auch so hingehen, wer Interesse zeigt, wird nicht weggeschickt. Kleiner Auszug der Veranstaltungen, die ich mitgemacht habe: Führungen durch Schloss Bellevue, Reichstag, Kanzleramt, Finanzministerium. Ich war bei Gesprächen mit Staatsminister Michael Roth, mit Kerstin Griese, der Ausschussvorsitzenden für Arbeit und Soziales und sogar bei einer Fragerunde mit Bundestagspräsident Norbert Lammert. Dazu gab es Gesprächsrunden mit verschiedenen Abgeordneten, die aus ihren Ressorts berichtet haben.
Die Zeit im Büro kommt aber nicht zu kurz. Termine müssen vorbereitet, Mappen erstellt, Themen recherchiert werden. Ich habe mich dabei in Sachthemen eingearbeitet, mit denen ich vorher relativ wenig zu tun hatte. Trotzdem oder auch gerade deswegen war die Arbeit spannend. Gülistan Yüksel ist Mitglied der Ausschüsse „Familie, Senioren, Frauen und Jugend“ und „Tourismus“, stellvertretend auch im Innenausschuss. Zu Ausschüssen und AG-Sitzungen kann man sie auch begleiten, um sich die Arbeit direkt anzusehen – oder sogar für sie zu anderen Terminen gehen, wenn sie es selbst nicht schafft. Daneben kann man sich auch noch Debatten im Plenum anhören und, und, und…
Das Klima im Büro ist durchweg positiv und entspannt. Der Arbeitstakt hängt meist von den Sitzungswochen und damit vom Terminkalender ab. Trotzdem habe ich auch in den oft stressigen Sitzungswochen kein einziges Mal erlebt, dass sich jemand keine Zeit für mich beziehungsweise meine Fragen genommen hätte. Wer den ganzen Tag durch die Flure von einem Termin zum nächsten läuft, darf danach auch gern die Schuhe ausziehen und den Schmerz mit einem Griff in die Schublade mit den Keksen lindern. Auch was die Arbeitskleidung angeht, muss niemand vorher den Ku’damm leer räumen: Einen Blazer sollte man in Sitzungswochen schon dabei haben, in sitzungsfreien Wochen ist aber auch durchaus legerere Kleidung drin. Oder wie eine unbenannte Mitarbeiterin sagen würde: „…wir sind hier ja schließlich bei der SPD!“
Für das Studium hat mir das Praktikum in jedem Fall eine Menge gebracht. Das Gesetzgebungsverfahren herunter beten zu können, nützt relativ wenig, wenn es eine abstrakte Formel bleibt. Auch ein kurzes Praktikum kann helfen, einen eigenen Blick dafür zu entwickeln, wo Theorie und Praxis übereinstimmen – und wo nicht. Man braucht aber kein Politikstudium, um sich zurechtzufinden. Bei Unverständnis findet sich mit Sicherheit ein offenes Ohr für Fragen.
Insofern kann ich jedem nur empfehlen, sich den Bundestag mal hinter den Kulissen anzuschauen. Und nebenbei hat Berlin ja auch nicht nur den Bundestag zu bieten…
Text: Anke Schönlau, Studentin der Gesellschaftswissenschaften | Schwerpunkt Politikwissenschaft